Yazmin aus Venezuela reiste mit Töchtern Valentina (12) und Mia (7) von Venezuela nach Ciudad Juarez an der mexikanisch-amerikanischen Grenze. Um zu überleben, verkauft sie Süssigkeiten auf der Strasse.
Dezember 2024
Ich habe Venezuela verlassen, weil meine Töchter dort verhungert wären. Ich hatte einen Stand mit Kleidern. Das hat mir fortschreitender Krise im Land für nichts mehr gereicht.
Zuerst ging ich nach Kolumbien. In Cartagena wohnte ich sechs Jahre lang. Ich hatte einen kleinen Stand, verkaufte Kaffee, Wasser, Zigaretten und Süssigkeiten.
Von Kolumbien konnte ich ab und zu zurück nach Venezuela, um meinen Vater zu besuchen.
Aber ich hatte kein stabiles Leben in Cartagena, konnte meinen Kindern keine Stabilität bieten. Wenn du Migrantin bist, verlangen sie für alles mehr Geld, als von Kolumbianern. Du musst mehr Miete zahlen, als Einheimische, einfach für alles mehr zahlen.
Ich wollte meinen Töchtern ein stabiles Leben bieten. Ich konnte nicht mehr in Cartagena bleiben.
«Wir hatten Glück, dass ich keine Polizisten bestechen musste, als wir die Grenze nach Mexiko überquerten.»
Yazmin, Migrantin
Ich brach im Juni 2025 auf Richtung USA. Ich hatte vor allem Respekt vor dem Dschungel Darien, ich dachte nicht so sehr an die Hürden, die in Mexiko warten. Vor den Gefahren im Darien hatte ich Angst.
Die Flüsse, die wir im Darien überqueren mussten, war das Schwierigste für uns drei. Nur ein paar Regentropfen und der Fluss steigt an. Es gibt an sicheren Punkten Hilfsorganisationen, die helfen. Aber alles läuft sehr formell ab.
In Guatemala liessen sich schon einige Migranten nieder. Dort geben sie dir eine Karte, mit der du im Supermarkt einkaufen kannst. Du kannst erstmals sechs Monate bleiben. Aber es dauert eine Weile, bis du Arbeitspapiere erhältst. Nach acht Monaten könntest du eine Aufenthaltserlaubnis bekommen. Ich sah in Guatemala aber keine Chancen für uns.
Wir hatten Glück, dass ich keine Polizisten bestechen musste, als wir die Grenze nach Mexiko überquerten. Auch für Schlepper habe ich kein Geld. In Mexiko geben sie dir drei Montate, in denen du überlegen kannst, in Mexiko zu bleiben und entsprechende Papiere zu beantragen. Wir waren in Veracruz in einer Flüchtlingsunterkunft. Dort gab man uns Kleider und Mahlzeiten. Aber hier zu bleiben? Die Situation wäre ähnlich wie vorher in Kolumbien. Ich komme kaum mit dem Geld durch und kann meinen Töchtern keine bessere Zukunft bieten.
Alle Migranten hier in Juarez wollen wir rüber, bevor Trump an die Macht kommt. Man erzählt sich hier, er will die CBP-one-App einstellen, durch die wir einen Asylantrag stellen können. In einem von Trump regierten Land zu wohnen, macht mir keine grosse Angst. Er war schon einmal Präsident und damals hatte es in den USA auch Migranten. Einen Plan B habe ich nicht, ich will in die USA. Auch vor einer Massendeportation, wie sie Trump androht, habe ich keine Angst. Ich will ja keine Verbrechen begehen. Er sagt, er ziehlt nur auf Kriminelle ab.
Die von Migranten und Migrantinnen beschriebenen Zustände sind immer Momentaufnahmen. Die Vorgehensweise eines Staates gegenüber Migranten kann sich alle paar Monate ändern.