Wie Ljuba Manz auf den Böhler kam

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Ein neues Buch zeigt den hohen Stellenwert ihres Unterkulmer Landhauses für die Zürcher Hotelkönigin

Von Flurina Dünki
Fotos: Flurina Dünki/ZVG Ljuba Manz
Im Titelbild: alt Bundesrat Hans-Rudolf Merz, Ljuba Manz, der ehemalige russische Botschafter Dmitri Tscherkaschin

«Wiens internationales Cabaret» liegt an der Walfischgasse 11 im 1. Bezirk in der Nähe der Oper. Hinter einer roten, halbrunden Fassade «tanzen die schönsten Frauen des Kontinents», heisst es in den Annoncen. Ljuba ist jetzt eine von ihnen. Wer sie sehen will, betritt das Etablissement durch eine dunkelrote Schwingtür mit ausladenden goldfarbenen Knäufen in Form von zwei Schnecken. An guten Tagen sind es über zweihundert Frauen und Männer, die hier beschwingt das Leben geniessen. Bilder der Zeit zeigen Paare, die vergnügt das Tanzbein schwingen, Akrobaten, die unter Applaus des Publikums auf Champagnerflaschen den Handstand zeigen. Hier ist was los, und Ljuba ist mittendrin, tanzt im paillettenbesetzten Kostüm und üppigem Burlesque-Kopfschmuck unter Künstlern, Gauklern und Revuegirls. Auszug aus dem Buch

Das bewegte Leben der Hotelkönigin Ljuba Manz (77) füllt Bände – vorerst füllt es ein neues Buch, in dem ihr Weg von der kriegsgeschüttelten Ukraine über das Wien der Nachkriegszeit bis an die Zürcher Bahnhofstrasse nachzulesen ist. Auch werden darin Details über das Manzsche Familienanwesen Dornegg, ihre Beziehung zum Böhler und zu Unterkulm geschildert.

Für das Vorwort zur Lebensgeschichte konnte Ljuba Manz Alt-Bundesrat Hans-Rudolf Merz gewinnen. «Sie ist nach ihrer Jugend stets auf das Leben zugegangen und hat solches nicht bloss über sich ergehen lassen», schreibt er darin.

Von Zürich auf den Böhler

Im Buch wird erzählt, wie Ljuba Manz zu ihrem Anwesen im Wynental gekommen ist. Mitglied der Hoteldynastie der Familie Manz, deren Flaggschiff das «St.Gotthard» in Zürich ist, wurde sie 1974. Die erste Ehefrau des Hoteliers Caspar Manz war 1971 verstorben. Drei Jahre später heiratete er die gebürtige Russin Ljuba, 17 Jahre jünger als er. Kennen gelernt hatten sie sich, als sie ihn überzeugte, die Austern für seine bekannte Hummerbar fortan über ihr Importgeschäft für Fisch und Meeresfrüchte zu beziehen.

 

Sie stellt sich vor, wie sie als Ballerina im Moskauer Bolschoi-Theater auf Zehenspitzen graziös vor Publikum Pirouetten dreht. Das ist mehr als romantische Schwärmerei eines Teenagers. Ljuba spürt: Sie muss das tun, muss tanzen. Auszug aus dem Buch

Diese Heirat führt das Paar in den Aargau. Im Buch heisst es: «Um klare Verhältnisse zu schaffen, entscheidet sich Caspar Manz in Absprache mit der Vormundschaftsbehörde, seinen Kindern das Erbe ihrer Mutter auszuzahlen. Dafür fehlen ihm jedoch die finanziellen Mittel. Er entschliesst sich, dafür das Haus auf der Forch ZH zu verkaufen. Für sich und Ljuba findet er in unmittelbarer Nähe zum ‹St. Gotthard› ein neues Zuhause. Auf der Schipfe in Zürichs Altstadt mietet er eine bescheidene Zweizimmerwohnung.

Auch Ljuba wird aktiv und erhält durch einen Zufall Unterstützung. Der deutsche Komponist Professor Werner Egk besitzt im Aargau, nahe Dornegg, ein schönes ländliches Anwesen. Er hat es erstanden, um sich in der Schweiz niederzulassen – was ihm die Behörden jedoch verweigern. So ist der bekannte Musiker und Ehrenbürger von München gezwungen, sein Bijou wieder zu verkaufen: an Ljuba.

Sie handelt mit ihm einen Kaufvertrag aus, der sie verpflichtet, den Kaufpreis in zehn Jahresraten abzuzahlen. Vereinbart ist auch: Sollte der 1901 Geborene vor dieser Zeitspanne sterben, würden, weil keine Erben vorhanden sind, die Zahlungen eingestellt. Werner Egk stirbt 1983, kurz nachdem Ljuba die letzte Rate überwiesen hat.»

Die Zwillinge Alexander und Michael, die 1980 zur Welt kommen, wachsen im Landhaus auf. Im Buch steht darüber folgendes: «Es ist eine behütete Kindheit in ländlicher Umgebung im Aargau. Ein geräumiges Gebäude im traditionellen Bauernhausstil mit dazugehörenden Stallungen für die Pferde von Caspar Manz. Drumherum viel Natur. Hier wachsen die Buben auf.»

 

Ein Haus der Musik

… weil in den Jugendjahren ihrer Söhne das Landhaus Dornegg im Aargau stets ein Ort der Begegnung und des Musizierens gewesen ist, gründet Ljuba im Jahr 2017 die Musiktage Dornegg, die sie über die Manz Privacy Hotels sponsert: Drei Tage geben junge Talente auf dem Landgut Konzerte für die Bevölkerung vor Ort. Auszug aus dem Buch.

An den Weihnachtsfesten lässt Ljuba Manz als Liebhaberin klassischer Musik junge Nachwuchsmusiker auftreten, von denen sie viele finanziell fördert. 2017, 10 Jahre nach Caspar Manz’ Tod, versammelt sie die internationalen Musiktalente erneut in ihrem Landhaus – und lädt zu den Konzerten die Bevölkerung ein. Im Buch steht: «Weil in den Jugendjahren ihrer Söhne das Landhaus Dornegg im Aargau stets ein Ort der Begegnung und des Musizierens gewesen ist, gründet Ljuba im Jahr 2017 die Musiktage Dornegg, die sie über die Manz Privacy Hotels sponsert: Drei Tage geben junge Talente auf dem Landgut Konzerte für die Bevölkerung vor Ort.» Auf der letzten Seite des Buches kommt Ljuba Manz selber zu Wort: «Verstehen zu leben. Verstehen zu geben. Verstehen zu lieben. Verstehen zu gehen.»

 

 

Ljuba Manz ist der unternehmerische und menschliche Kontrapunkt zu gängigen Konventionen. Hans-Rudolf Merz

 

Geschrieben haben das Buch der ehemalige «Blick»-Chefredaktor René Lüchinger und Brigitta Willmann.

Ljuba Manz:
Russische Seele – Wiener Herz
(176 Seiten) ab
30. November im Handel. Preis: Fr.39.90.