Flurina Dünki (Text und foto)
Die beiden D-Junioren-Mannschaften des FC Muhen sind eifrig am Trainieren an diesem warmen Frühlingsabend. Die Stimmung ist gut, die Kinder laut, sodass die Velofahrer, die auf der Färbergasse entlang des Spielfelds fahren, hin zu den jungen Ballkünstlern schauen.
So gerade, wie sie jetzt verläuft, dürfte die Färbergasse nicht mehr lange sein. Schon im Herbst nächsten Jahres könnten die Verkehrsteilnehmer auf der Höhe des Fussballfeldes einen zünftigen Bogen fahren müssen. Denn das Hauptspielfeld des Müheler Fussballclubs soll wachsen – um 1500 Quadratmeter ins westlich gelegene Feld.
Die Uhr tickt: Noch bis zum Auftakt der Saison 2019/20 hat der FC Muhen Zeit, seine Spielfeldgrösse den Normen des Schweizer Fussballverbands (SFV) anzupassen. Dieser vermeldete 2006, dass künftig für SFV-Verbandsspiele nur noch die von ihm definierten Spielfeldgrössen und Banden-Abstände gelten. Damit reagierte er auf Weisungen der Fifa. Der Zeitpunkt wurde mehrmals nach hinten verschoben, mit dem Termin 2019/20 meint es der Verband nun aber ernst.
«Mit unseren sechs Juniorenmannschaften und unserer regionalen Junioren-Gruppierung ‹Team Suhrental› setzt der FC vor allem auf den Nachwuchs», sagt Präsident Chris Stecher, dessen zwei Söhne ebenfalls im FC Muhen spielen. «Doch der FC möchte den Spielern nach der Junioren-Zeit auch ein Weitermachen in guten Aktivmannschaften ermöglichen.
Deshalb wollen wir die Voraussetzungen für die Verbandsspiele erfüllen», so Stecher. Dazu fehlen dem Spielfeld aber ein paar Meter in der Breite. 90 auf 58 Meter muss das Spielfeld gross sein, um mindestens in der 3. Liga spielen zu können. Dorthin möchte ihre Erste Mannschaft aus der 4. Liga aufsteigen.
Ohne verbandskonformes Fussballfeld ist jedoch gar kein Aufstieg möglich. Auf der faulen Haut ist der FC Muhen in den vergangenen 12 Jahren freilich nicht gelegen. «Wir haben uns 2006 sofort an ein Projekt gemacht, um das Spielfeld zu erweitern und die Sicherheitsabstände zur Bande auf die geforderten drei Meter zu vergrössern», sagt Stecher.
Das Ziel damals: bis zur Saison 2012/13, der damals festgelegten Deadline, einen grösseren Fussballplatz zu haben. Der Gemeinderat stand von Anfang an hinter dem Projekt, schon bald wurden gemeinsam Varianten geprüft. Die Gemeinde nahm Kontakt mit den Landwirten ennet der Färbergasse auf, um das nötige Land zu erwerben.
Bevor jedoch das definitive Projekt auf den Tisch kam, machte ihm die kantonale Richtplanrevision einen Strich durch die Rechnung. Bis der Bund diese genehmigt hatte, existierten keine rechtlichen Grundlagen, auf die man eine Zonenänderung hätte stützen können. In diesem Rahmen musste sich Fussballclub auch von seiner Traum-Variante von drei Spielfeldern verabschieden, weil sich abzeichnete, dass Kanton und Bund sie nicht gutgeheissen hätten. Über die Hälfte der dafür geplanten Fläche hätte aus zugekauftem, wertvollem Landwirtschaftsland bestanden. Stecher blickt mit Frust auf diese Zeit zurück: «Das hat die Vergrösserung richtig ins Stocken gebracht.»
Erst 2017 konnte die Endvariante konkretisiert werden: Zwei Spielfelder, von welchen eines um 1500 Hektaren vergrössert wird und am Ende 100 auf 62 Meter gross ist. Das untere Feld, das an den Parkplatz anschliesst, bleibt gleich gross.
Die Endrunde des Kampfs FC Muhen gegen die tickende Uhr wird voraussichtlich an der Gemeindeversammlung im November angepfiffen. Dann wird den Stimmbürgern die jüngste Variante unterbreitet, verbunden mit einer Nutzungsplanänderung. Sagen sie Ja und wird danach auch baurechtlich alles bewilligt, soll im kommenden Frühling mit den Arbeiten begonnen werden, damit die erste Mannschaft in der Saison 2019/20 auf einem regelkonformen Feld spielen kann. «Wir haben also immer noch Chancen, dass wir den Termin einhalten können», sagt Stecher.
Zwischen 2 und 2,5 Millionen Franken wendet die Gemeinde Muhen auf, damit ihr Fussballclub den Verbandsnormen folgen kann. Darin enthalten ist auch eine Erneuerung alter Wasserleitungen. «Vereine wie der Fussballclub sind sehr wichtig für ein lebendiges Gemeindeleben und geniessen daher einen hohen Stellenwert», sagt der Müheler Ammann Andreas Urech zur Unterstützung des Vorhabens.
Der Betrag ist bereits im Finanzplan eingestellt, das letzte Wort hat aber die Gmeind. «Ein gewisser Betrag muss der Fussballclub natürlich mittragen. Dieser wird sicher höher sein als symbolische 5000 Franken», sagt Urech. Wie viel davon aus Eigenleistung (die Fussballer könnten bei den Arbeiten mithelfen) und wie viel aus Geld bestehe, das werde noch angeschaut. Denkbar sei, dass der FC eine Crowdfunding-Aktion mache.
Der neue Platz wird noch einen grossen Vorteil haben: Er wird mit Kunstrasen bedeckt sein, kann also auch bespielt werden, nachdem es mehrere Tage geregnet hat. «Heute müssen wir nach langen Regenfällen immer wieder Trainings und Spiele absagen, darunter leidet die Spielqualität.» In einem Jahr dürften also mehrfach verbesserte Konditionen herrschen.
Und diese kommen nicht nur wegen der Verbandsregeln zum richtigen Zeitpunkt: Während der WM im Sommer dürften sich zusätzliche Müheler Knaben und Mädchen mit dem Fussballfieber anstecken.
Erschienen in Aargauer Zeitung 4. Juni 2018