Die Zürcherin Ljuba Manz und ihre Söhne schenken der Bevölkerung die «Musiktage Dornegg». Sie sollen zu einem jährlichen Festival werden.
Von Flurina Dünki (Text und Fotos)
Über den Böhler fährt man gewöhnlich, um ins andre Tal zu gelangen, um die Aussicht zu geniessen oder um Sport zu treiben. Bald aber könnte der Passhöhe eine weitere, aussergewöhnliche Bedeutung zukommen. Einmal jährlich soll sie zum Austragungsort von Klassikkonzerten mit internationalem Staraufgebot werden. Zu verdanken ist das Unternehmerin und Society-Lady Ljuba Manz (76), die mit ihren Söhnen Alexander und Michael vom 1. bis 3. September zu den ersten «Musiktagen Dornegg» in ihr Unterkulmer Landhaus lädt. Während dreier Tage können Freunde klassischer Musik im Garten des Anwesens gratis den Konzerten preisgekrönter Musiker lauschen, wie sie sonst nur an internationalen Festivals zu finden sind. Am Eröffnungsabend offeriert die Herrschaft ihren Gästen gar einen Aperitif.
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Die russischstämmige und vom Wiener Grossstadtflair geprägte Ljuba Manz ist eine der schillerndsten Figuren des Schweizer Jetsets. Nicht minder bekannt war ihr 2010 verstorbener Mann, der erfolgreiche Unternehmer Caspar E. Manz, Mitglied einer der legendärsten Hoteldynastien des Landes. Ljuba Manz hatte mit vielen Vorurteilen zu kämpfen – unter anderem, weil ihr Mann fast zwanzig Jahre älter war. Doch sie strafte ihre Kritiker Lügen. Nachdem ihr Ehemann Caspar 1987 die Leitung über die Hotelgruppe übertrug, führte sie diese erfolgreich weiter. Heute 76, hat die glamouröse Hotelkönigin nichts von ihrem Schein eingebüsst. Privat hat sie nach dem Tod von Caspar Manz ein neues Glück gefunden. Ihr dritter Ehemann, Mathematiker Marco Conte, ist dreissig Jahre jünger.
Ljuba Manz immer anwesend
Dass eine Familie von Hotelpatrons die Tore zu ihrem Landhaus für die Bevölkerung öffnet, ist ungewöhnlich. Doch Ljuba Manz, die alle drei Tage anwesend sein wird, scheint keine Berührungsängste zu kennen: «Die Bewohner der Umgebung haben nur wenige Möglichkeiten, klassische Konzerte in der Nähe zu besuchen. Wir fanden, warum lassen wir nicht den musikalischen Geist, der dieses Haus seit Jahrzehnten prägt, für das Publikum wieder aufleben.» Dass es klassische Musik ist, zu welcher Ljuba Manz und ihre Söhne laden, ist hingegen naheliegend. Die 37-jährigen Zwillingsbrüder sind ausgebildete Konzertpianisten, die schon in Moskau, St. Petersburg und mit dem Tonhalleorchester in Zürich auftraten. So gehen seit je die talentiertesten Musiker bei Manzens ein und aus.
Darunter wahre Meister ihres Fachs wie der Schweizer Dirigent und Mäzen Paul Sacher oder der russische Pianist, Dirigent und Komponist Mikhail Pletnev. Die Künstler wurden zu Freunden, assen im Hotel mit der Familie und gaben Konzerte für die Gäste. «Durch die internationalen Musiker, die mit meinen Söhnen spielten, bekam ich auch Einblick in die prekären Honorare, von denen diese leben mussten und wie schwierig es für viele war, ihre Ausbildung zu bezahlen», sagt Ljuba Manz.
Viele ausländische Nachwuchsmusiker lebten deshalb gratis in einem Manz-Hotel, konnten auf den Instrumenten der Zwillinge üben oder bekamen von der Familie Teile ihrer Ausbildung bezahlt. «In jedem unserer Häuser standen zwei Flügel für meine Söhne, ich fand, diese sollten ruhig auch benutzt werden», so Ljuba Manz. Einige der ehemaligen Schützlinge, die inzwischen zu bedeutenden Virtuosen aufgestiegen sind, werden an den Musiktagen ebenfalls spielen.
Ein Haus der Musik
Das Landhaus auf dem Böhler hat die Familie 1975 vom deutschen Komponisten Werner Egk gekauft. Musiziert worden sei auf dem Anwesen also schon vor den Manz-Zwillingen, was das Haus als Konzertstandort geradezu prädestiniere, sagt die Gastgeberin. Ein paar Jahre lang diente das Unterkulmer Haus der Familie als fester Wohnsitz. «Im Haus wurde immer musiziert, manchmal ergaben sich richtige Hauskonzerte, wenn meine Söhne Besuch von Musikerfreunden hatten», erinnert sich Ljuba Manz. Vor kurzem dann sei ihnen die Idee gekommen, diese Musikkultur auch dem Publikum der Region zugänglich zu machen. Der gleichen Meinung war offensichtlich ihr Musikerzirkel, inklusive Mikhail Pletnev: «Alle Musiker waren sofort begeistert.»
Die Musiktage 2017 veranstaltet die Familie Manz sozusagen als Probelauf. Nach den drei Tagen wird Fazit bezüglich des Interesses seitens der Bevölkerung gezogen, damit ab 2018 auf dem Böhlerpass ein jährliches Musikfestival aufgegleist werden kann. Dazu erhofft man sich auch die Unterstützung der umliegenden Gemeinden.
Über die «Musiktage Dornegg» kann man sich auf www.dornegg.ch informieren. Um eine Anmeldung wird gebeten, der Eintritt ist frei, es gibt eine Kollekte.
So waren die Konzerte: Ljuba Manz verzaubert den Böhler
Von Flurina Dünki (Text und Foto)
Ljuba Manz lädt zu den ersten «Musiktagen Dornegg» auf ihrem Anwesen in Unterkulm und hat bereits weitere grosse Pläne.
Vom Publikum ist kein Mucks zu hören. Die Violinsonate von Franz Schubert verzaubert, lässt einige die Augen schliessen, andere leicht mit dem Kopf wiegen. Auf Violine und Flügel spielen Valeriy Sokolov und Evgeny Izotov, zwei preisgekrönte Meister ihres Fachs. Doch da mischt sich noch ein dritter Klang ins Konzert: Das aufdringliche Rauschen, das von Schubert zwar nicht vorgesehen war, sich aber gelungen in die Sonate einfügt, kommt vom Regen, der mit voller Wucht auf das Konzertzelt prasselt.
Musiziert wird nicht in einem prunkvollen Konzerthaus, sondern auf der Passhöhe des Böhlers, wo die Zürcher Hoteliersfamilie Manz am Wochenende die ersten «Musiktage Dornegg» veranstaltete. Dazu wurde im Hof ihres Anwesens ein Holzboden verlegt, eine Bühne errichtet und alles regensicher überdacht. Dafür haben Hotelkönigin und Jetset-Dame Ljuba Manz und ihre Söhne, die Pianisten Alexander und Michael Manz, Starvirtuosen aus ihrem Musikerzirkel zusammengetrommelt. Die Bühnenbeleuchtung wurde aus dem Zürcher Viersternehotel St. Gotthard auf den Böhler transportiert, dem wohl berühmtesten der Manz-Hotels.
Wiederkehrende Festivals
Die dreitägigen Musiktage bilden den Auftakt von regelmässigen Konzerten, die Ljuba Manz und ihre Söhne auf ihrem Landanwesen planen. Der Ort, den die heute 37-jährigen Zwillinge und deren Freunde mit Proben und spontanen Konzerten einst mit Musik erfüllten, soll eine neue musikalische Bedeutung erhalten. Die eines Schauplatzes für Klassikkonzerte und -festivals für Musikbegeisterte aus der Nachbarschaft. «Ich wollte die Menschen, die in dieser herrlichen Gegend wohnen, ganz einfach mal willkommen heissen», sagte Ljuba Manz am Eröffnungsabend am Freitag. Und was eigne sich besser dazu, Freundschaften zu schliessen, als die Sprache der Musik?
Dass dies keine leeren Worte einer Hoteladeligen waren, zeigte sich bereits in der Pause, als der Aperitif wegen des Regens vom Vorplatz kurzerhand in die gute Stube des Landhauses gezügelt wurde. Und dort zeigte sich, dass es bei Einladungen in High Society-Kreisen gar nicht so anders zu und hergeht, als in den Esszimmern der Konzertbesucher. Während die Gastgeberin mit ihren Gästen plauderte und lachte, rannten die Söhne Manz zwischen Küche, Esszimmer und Wintergarten hin und her, um dieses zu bringen und jenes zu richten. Alleine die Kellner im Smoking erinnerten an die Liga, in der man sich bewegte.
Vergnügen für Musiker
Vergnügen bereiteten die Konzerte auf dem Böhler offensichtlich auch den Musikern, die am Freitag Zugabe um Zugabe gaben und als Überraschung zum Ende gar die Brüder Chugai auf die Bühne holten, deren erster Auftritt erst am Samstag geplant war. «Es ist oft befriedigender, in Kammermusik-Umgebung vor einem kleineren Publikum zu spielen, als in einer riesigen Konzerthalle», sagte Alexander Manz. Der Musiker sei so viel näher dran beim Zuhörer. Die Tage, als sie mit ihrem Musikerzirkel nächtelang Freunde und Familie im Landhaus unterhielten, sind den Brüdern noch in bester Erinnerung. «Einmal jedoch schlossen wir unsere Flügel kurzerhand mit dem Schlüssel ab. Es war die einzige Möglichkeit, im Morgengrauen endlich ins Bett zu kommen», erzählte Alexander Manz.
Die Musiktage seien ein Versuch, so die Hotelière. Er diene der Familie dazu, das Interesse der Bevölkerung für Klassik zu messen. Dieses, so stellte sich bereits am Eröffnungsabend heraus, ist enorm. Die zusätzlichen Stühle, die aus dem Haus geholt wurden, hatten kaum alle Platz im Zelt. «Der grösste Applaus gehört Ihnen», sagte Ljuba Manz deshalb ihrem Publikum. Der Publikumserfolg lässt die Glamourdame sogleich neue Projekte aufziehen: «Ich denke daran, einen Konzertsaal für 300 Leute ans Haus anzubauen.»